Bereits am Anfang einer leidenschaftlichen Karriere als Maler stehen Akte, Portraits,
Landschaften und Stillleben, die zeitlebens die zentralen Motive seines Schaffens
bleiben sollten. Während die sechziger und siebziger Jahre stilistisch noch im Zeichen
des Aufbruchs stehen, wie der Suche nach den ganz eigenen Ausdrucksmitteln und der
Selbstvergewisserung als Künstler, zeigt sich Rolf-Dietrich Ratzmann in den Achtzigern
und Neunzigern als Meister seines Metiers. Sicher in der Komposition, souverän und
locker im Farbauftrag, großzügig und expressiv in der Handhabung des Pinsels wird die
sinnlich wahrnehmbare Wirklichkeit immer mehr zum Spiegel seiner emotionalen
Befindlichkeit. Ein Aufschrei, eine innere Getriebenheit haben die vordergründige
Ruhe und Beschaulichkeit seiner früheren Arbeiten verdrängt. Mit äußerster Vitalität
und Intensität bewegt sich Ratzmann zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit,
immer auf der Suche nach dem letzten, dem vollkommenen Bild.
Dr. Andrea Otte, Kunsthistorikerin
Sechs Stationen formen die Künstlerpersönlichkeit Rolf-Dietrich Ratzmann
Eröffnungsrede von
Lambert Stecher (mfG) zur Ausstellung 2012 in Lünen.

Ratzmanns Landschaften [sind] keine Abbilder der Natur, sondern
Innen-Bilder
Textteil von
Dr. Alfons Spielhoff zur Ausstellung an der Evangelischen Akademie Loccum 1986.
Werdegang
1962 - 1965 | Werkkunstschule Dortmund: Studium der Gebrauchsgrafik,
Lehrer: Gustav Deppe und Ulrich Knispel (Gruppe "Junger Westen") |
1965 - 1966 | Stipendium am College of Arts, Leeds (England):
Grafik und Meisterschüler für freie Malerei |
1966 - 1967 | Stipendium an der Ecole Nationale Superiéure des Beaux Arts, Paris |
1967 - 1969 | Staatliche Hochschule für Bildende Künste, Hamburg |
1969 - 1988 | Lehrtätigkeit im Fach Kunst
am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Lünen |
1988 | Freistellung von der schulischen Lehrtätigkeit;
Selbständig als Maler |
1999 | Post mortem Ehrung durch die Stadt Lünen:
Benennung der Rolf-Dietrich Ratzmann Strasse
|
Leben
1944 | Geboren am 26. April in Zeitz (Sachsen-Anhalt) |
1953 | Flucht mit den Eltern nach Lünen (Westfalen) |
1968 | Renovierung und Bezug des Spieker, Lünen |
1970 | Heirat mit Ursula Thiele, Lehrerin aus Lünen
Kauf des Kotten in Hogenbögen bei Vechta |
1972 | Geburt der Tochter Julia |
1975 | Geburt der Tochter Laura |
1992 | Gestorben am 9. April in Hogenbögen |
Autobiographie nach Max Beckmann
- Ratzmann ist ein nicht sehr sympathischer Mensch,
manchmal kann er charmant sein.
- Ratzmann besitzt das Pech, zum Leidwesen seines Vaters,
nur mit einem Maltalent ausgestattet zu sein.
- Ratzmann reist gern und ist dabei fleißig.
- Ratzmann hat in Dortmund, Leeds, Paris, Hamburg und Hogenbögen
seine Erziehung zum europäischen Bürger in Angriff genommen.
- Ratzmann liebt Beethoven, Lukas(farben), Christa Wolf
und seine Töchter. Weniger liebt er den Schäferhund des Nachbarn.
- Ratzmann ist in Lünen verheiratet und hat dort versucht,
Schülern das Sehen zu lehren.
- Ratzmann krankt an einer nicht tot zu bekommenden Vorliebe
für die mangelhafte Erfindung Leben. Der Flug zu den Sternen,
der Fortschrittsglaube stimmen ihn schwermütig, weil sie nicht helfen,
den Sinn des Lebens zu klären.
- Ratzmann hat seine Arbeiten weltweit gezeigt, aber noch nicht
im Museum of Modern Art und im Louvre.
- Ratzmann leidet an der eigenen Unvollkommenheit.
- Ratzmann möchte endlich einmal ein Kunstwerk schaffen, ganz aus
seinem Herzblut gemalt.
- Ratzmann schläft meistens nicht sehr gut.